Quantcast
Channel: Sezession im Netz » Berthold Kohler | Sezession im Netz
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Charlie Hebdo und Berthold Kohler

$
0
0

Je_suis_CharlieWährend in Deutschland kein Tag ohne Hetzartikel vergeht, die darauf abzielen, das Anliegen von Pegida zu diskreditieren und diffamieren, haben in Paris muslimische Terroristen mit einer Kalaschnikow die gesamte Redaktion einer Satirezeitschrift ausradiert, weil sie nicht genügend Respekt vor dem Islam gezeigt hat. Unter den zwölf Toten finden sich deren Chefredakteur und vier Karikaturisten. 

Das ist eine makabre Wende in einer Debatte, die zunehmend schizophrene Züge zeigt. Die Kommentatoren müssen immer größere Spagate vollbringen: einerseits füllen sich die Seiten der Zeitungen täglich mit Artikeln über die politische Problematik des Islam in Europa und der Welt, andererseits wird Pegida eimerweise mit Schmutz beworfen, unter konsequenter und nachweislicher Mißachtung der tatsächlichen Positionen und Forderungen der Initative, die beharrlich als „extremistisch“ bezeichnet wird, obwohl hierzu jeder Anhaltspunkt fehlt.

FAZ-Herausgeber Berthold Kohler glaubt nun, das Ei des Kolumbus gefunden zu haben, indem er das Lied von den „Extremisten jeder Couleur“ anstimmt, die die „westliche Demokratie“ bedrohen. Simsalabim, ein paar Zauberwörter und schon sind wir wieder im Märchenland der FDGO-Fiktionen, in dem alles in Butter wäre, gäbe es nicht all diese grundlos böswilligen „Extremisten“. Er bringt es mit anderen Worten fertig, Pegida und die Attentäter von Paris über einen Kamm zu scheren:

In den westlichen Demokratien müssen die Extremisten und Volksverhetzer jeder Couleur von der Nachschubverbindung aus dem politisch gemäßigten Lager abgeschnitten werden. Unbändigen Hass auf die „Lügenpresse“ gibt es auch in Deutschland.

So der Vorspann. Nun der Spagat, oder besser: die multiplen Spagate:

Tatsächlich muss sich niemand wundern, dass sich immer mehr Menschen vor dem Islam fürchten. In seinem Namen und unter Berufung auf den Koran werden Angst und Schrecken verbreitet. Die dünnen Stimmen, die bestreiten, dass der „Islamische Staat“ und andere Terrororganisationen das wahre Gesicht des Islam darstellten, werden immer wieder von den Explosionen der Bomben und den Schreien der auf bestialische Weise Ermordeten übertönt. Doch ist die Überzeugung, dass der Islam und die Werte der westlichen Demokratien unvereinbar seien, nicht auf das Lager der Islamisten beschränkt.

In vielen europäischen Ländern gibt es Sammlungsbewegungen, die, wie nun auch in Deutschland, gegen „die Islamisierung des Abendlandes“ antreten. Und auch hier, im Abendland, ist Hass anzutreffen, der in Gewaltphantasien mündet, auch in Bezug auf die „Lügenmedien“, gegen die auf den Demonstrationen der Pegida gehetzt wird. (…)

Nun, Meister Kohler, sag Er mir: warum eigentlich werfen die Anhänger von Pegida den Medien vor, zu „lügen“? Hat Er es denn wirklich nicht kapiert? Zur Erinnerung: Weil diese Medien 1. die Gefahr der Islamisierung beharrlich verharmlosen und 2. weil sie jene, die vor dieser Gefahr warnen, beharrlich verteufeln. Und wenn sich die Gefahr bestätigt hat, vor der die Warner gewarnt haben, dann gehen sie auch noch so weit, die Warner mit den Tätern gleichzusetzen: 3. Jetzt hat es mit Charlie Hebdo ein paar islamkritische Warner an Leib und Leben erwischt. Nun kommt Kohler und sagt, die Mörder, und nicht die Opfer, seien mehr oder weniger aus demselben Holz geschnitzt wie die islamkritischen Warner von Pegida. Warum? Weil es die eigene Mischpokke, die Journalisten, erwischt hat? Was würde Kohler sagen, wenn Islamisten die Macher von pi-news killen würden, wofür sie aus ihrer Sicht ja alle Gründe hätten?

Wie dem auch sei: Perfider geht es eigentlich nicht mehr. Wer zu einer solchen hirnlosen Niedertracht imstande ist, braucht sich wahrlich nicht mehr zu wundern, wenn ihm „Haß“ entgegenschlägt, oder wenn er Briefe wie diese bekommt (zitiert von Kohler):

„Ich freue mich schon drauf, wenn in den Nachrichten zu sehen ist, wie ein wütender Mob ihre Redaktion in Brand steckt und sie gelyncht werden. So etwas kennen wir ja bereits aus der Geschichte (die sich meistens wiederholt).“

Das ist natürlich schrecklich shocking, garstig, unschön und nicht die feine englische Art, aber mein Mitgefühl hält sich in Grenzen: denn wundern braucht derlei niemanden mehr. Zumal Kohler ja offenbar in einer anderen abgespaltenen Hirnhälfte durchaus Bescheid wissen dürfte, welche Ursachen dieser Zorn in Wirklichkeit hat:

Der Kampf auch um diese verführten Deutschen muss aber hierzulande geführt werden. Man muss die Extremisten und Volksverhetzer jeder Couleur, auch die im Westentaschenformat, vom menschlichen Nachschub abschneiden. Die Ansicht, Politik und Medien verharmlosten die Gefahr der „Islamisierung“ und verteufelten statt ihrer jene, die sie erkennten und fürchteten, reicht bis weit ins politisch gemäßigte Lager hinein. Dort wird Pegida vor allem als eine Art Befreiungsbewegung gesehen, die gegen die Bevormundung und Stigmatisierung jener aufbegehrt, die „politisch unkorrekte“ Meinungen verträten.

Was wohl nicht von ungefähr kommtl, wie? Und nun kommt das große Eingeständnis:

Dieses verbreitete Gefühl hat in der Tat eine Vorgeschichte. Zu oft und zu gerne ist in der Vergangenheit das Brandzeichen „Ausländerfeind“ benutzt worden, um Kritiker der Einwanderungspolitik und ihrer Ergebnisse mundtot zu machen.

Na bitte! Bingo! Nun auch noch ein „Mea Culpa“ beigefügt, und es ließe sich über die Sache reden! Stattdessen kommt nun die nächste Kehrtwindung:

Doch auch die Reaktion darauf kennt jetzt oft kein Maß mehr. Alles wird in einen Topf geworfen und zu einer großen Verschwörung von Politik und Medien verkocht, deren Ziel es sei, „das Volk“ dumm und devot zu halten. Das ist nicht nur eine Beleidigung des „dummen“ Volkes und der vielen Journalisten, die ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen verrichten, selbstverständlich ohne Weisungen aus Washington oder dem Kanzleramt zu erhalten.

Ja klar, Pegida ist also „maßlos“, nicht hingegen die Reaktionen der amtierenden Politiker, die von warmherzigen Menschmenschen wie Gauck und Merkel abwärts alles in einen rechtsextremistischen Topf werfen und auf die „Nazis“,  „Nazis in Nadelstreifen“,“Chaoten“, „Ausländerfeinde“, „Rassisten“, „Rattenfänger“, Menschenfeinde usw. mit den kalten, bösen Haßherzen schimpfen. Das ist alles natürlich ungeheuer maßvoll, sachlich und das „dumme Volk“ respektierend, das nun blöderweise von seinen demokratischen Grundrechten Gebrauch macht.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Latest Images

Trending Articles





Latest Images